Der wohl am wenigsten überraschende Grund, nach Liepāja zu kommen: der feine Sandstrand, der sich kilometerweit erstreckt. Anders als an vielen Stränden Deutschlands ist das Begehen der Dünen erlaubt :)!
Wenn man Glück hat, kann man sogar Robben beobachten! Die sind jedoch schneller wieder weg, als man das Handy zum Foto machen zücken kann.
Eine der beliebtesten Touristenattraktionen ist das etwas außerhalb gelegene Karosta Gefängnis, das laut dem charmanten Gefängniswärter wohl eher ein angenehmer Erholungsort für straffällig gewordene Soldaten als ein richtiges Gefängnis war. Nach einer Besichtigung der Zellen und Sanitäranlagen muss man seinen Ansichten jedoch zumindest kritisch gegenüberstehen. Für ganz hart Gesottene bietet sich Karosta auch als Hotel/Hostel an, sodass man in einigen der ehemaligen Zellen die Nacht verbringen kann.
Mein absolutes Highlight befand sich ganz in der Nähe des Gefängnis´ und war ebenfalls einmal Teil des Militärstützpunktes Karosta. Hierbei handelt es sich um eine ganze Landschaft aus Betonbunkern, die wegen einem Konstruktionsfehler Anfang des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurden und seitdem immer weiter in die Ostsee rutschen. Als eine Art Geheimtipp sind sie alles andere als touristenüberlaufen und man kann nicht nur auf ihnen herumklettern, sondern sie auch betreten. Das Innere wirkt eng, bedrückend und gespenstisch - perfekt also, dass man nach dem Verlassen wieder am endlosen Sandstrand den Meerblick genießen kann.
Alles in allem ist Liepāja ein charmantes Städtchen - auch wenn die Letten es wohl gar nicht gern hören, wenn ihre drittgrößte Stadt als Städtchen bezeichnet wird...
Für mich ist es immer wieder auffallend, wie viel mehr Geld in den Westen des Landes gesteckt wird - nicht nur die Straßen sind um Welten besser, man findet auch kaum heruntergekommene Häuser oder verlassene Gebäude. Liepāja als große Stadt, die für lettische Verhältnisse viele Touristen anzieht, ist eben das genaue Gegenteil von den winzigen Dörfern, in denen ich in letzter Zeit viele meiner Arbeitstage verbringe.
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